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2022-09-10 13:13:17 By : Mr. Terry Lee

Kaffeebecher-Müll in München, 2016 Weggeworfene "Coffee to go" Einwegbecher nahe des Münchner Marienplatzes.

2,8 Milliarden Coffee-to-go-Becher werden pro Jahr in Deutschland verbraucht, also 320 000 Becher pro Stunde. Das macht 40 000 Tonnen Abfall im Jahr, wie der Abfallwirtschaftsbetrieb München (AWM) vorrechnet. Die Münchner Müllexperten haben noch mehr Zahlen parat: Denn diese jährliche Menge an weggeworfenen Einwegbechern entspreche 111 000 Tonnen Kohlenstoffdioxid, 1,5 Milliarden Liter Wasser werden bei der Herstellung verbraucht und gleichzeitig 320 Millionen Kilowattstunden Strom und 3000 Tonnen Rohöl.

München macht keine Ausnahme: Allein die Menschen in der bayerischen Landeshauptstadt verbrauchen jährlich 190 000 Einwegbecher, im Schnitt sind diese 15 Minuten im Gebrauch. Das ist sogar weniger als eine Plastiktüte, die immerhin 25 Minuten überlebt.

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Der AWM hat dem Einwegbecher schon vor einiger Zeit den Kampf angesagt - und verbucht nun erste Erfolge. In der Stadtverwaltung werden nun Schritt für Schritt Kantinen, Cafeterias und Automaten auf Mehrwegbecher umgestellt, wie Kommunalreferent Axel Markwardt und Personalreferent Alexander Dietrich am Donnerstag auf einer Pressekonferenz ankündigten.

Die Kantine im Kreisverwaltungsreferat hat in Kantine und Kaffeebar die Pappbecher durch Mehrwegbecher ersetzt, in der Rathauskantine gibt es Porzellangeschirr und Mehrwegbecher und auch im Baureferat steht die komplette Umstellung auf Mehrweg unmittelbar bevor. Der AWM selbst setzt ebenfalls auf Porzellan oder selbst mitgebrachte Mehrweggefäße der Mitarbeiter.

Seit Mai 2017 gibt es in München zudem das Recup-System: 274 Verkaufsstellen in der Stadt, darunter der Tierpark Hellabrunn, haben sich diesem mittlerweile angeschlossen, wie der AWM mitteilt. Kaffeetrinker können ihr Getränk bei jedem dieser Cafés für nur einen Euro mitnehmen und in jedem anderen zurückgeben. 500 Mal können die Becher, die vollständig recycelbar sind, benutzt werden.

Ein gutes Beispiel, wie Mehrweg statt Einweg die Müllmenge reduzieren könne, sei das Oktoberfest, wie Markwardt und Dietrich erklären. Seit Einführung des Mehrweggebots habe sich die Restmüllmenge pro Besucher von ursprünglich rund zwei Kilo auf nur mehr knapp 200 Gramm reduziert. "Abfallvermeidung steht für uns an erster Stelle", sagt Markwardt.

Ist der Kaffeebecher eine der großen Umweltsünden des Alltags - oder wird er zu Unrecht zum Feindbild mit Symbolkraft erhoben?

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