Eis im Mehrweg-Becher: Hof: Müllvermeidung mit Genuss - Hof - Frankenpost

2022-09-10 13:17:21 By : Ms. Crystal Ou

Müllvermeidung mit Genuss: Seit einem Jahr bewirbt der Abfallzweckverband das Mehrweg-System Vytal. Immer mehr Metzgereien sind schon im Boot, jetzt steigen zwei Hofer Eisdielen ein – als erste ihrer Zunft im Land.

Darf der leere Papp-Eisbecher eigentlich in die Papiertonne? „Ganz ehrlich: Es landen zwar immer welche drin, aber die will keiner mehr haben“, sagt Hermann Knoblich. Da spricht er von den Abnehmern des Materials nach der Mülltrennung: Die beschichteten Becher verkaufen sich kaum auf dem Rohstoffmarkt – so landet der benutzte Becher am Ende meist in der Verbrennungsanlage. Die Eiscafés Florida und Rialto in Hof steuern nun gegen: Sie bieten auf Wunsch das Mehrweg-System „Vytal“ an, laut Hersteller wohl als erste Eisdielen in ganz Deutschland. Die Pfand-Logistik läuft per App – eine Sache, die auch in einem anderen Bereich immer mehr Fans findet.

Vor ziemlich genau einem Jahr sind die ersten beiden Hofer Metzgereien eingestiegen ins neue System. Wie ausführlich berichtet, war zuvor eine groß angelegte Kampagne des Abfallzweckverbands zur Müllvermeidung gestartet, und die Metzgereien Max und Herpich gehörten zu den ersten, die die Mehrwegbecher ins Sortiment nahmen. Mittlerweile sind noch sieben weitere Metzgereien in Stadt und Landkreis mit hinzugekommen, die Gerichte zum Mitnehmen oder andere Produkte aus der Theke auf Wunsch auch im Mehrwegbecher anbieten.

„Die Betriebe melden uns alle, dass die Nachfrage gut ist: Kunden, die sich einmal dafür entschieden haben, bleiben auch dabei“, freut sich Hermann Knoblich. Zusammen mit seiner Kollegin Silke Popp-Köhler forciert er das Thema Müllvermeidung, spricht Unternehmen an, organisiert Informationsrunden. „Einer der Bereiche, die uns dabei am Herzen liegen, ist das To-go-Segment“, betont er. Der „Hof-Becher“ zum Selbstkaufen sei eine der Schienen, wie man die Pappflut eindämmen könne; das „Vytal“-System mit Mietbechern und App-Logistik dahinter ist die zweite. „Die durchschnittliche Rückgabezeit eines Bechers beträgt deutschlandweit 3,5 Tage – und je kürzer diese Zeitspanne ist, desto mehr lohnt sich das Ganze“, sagt Knoblich. Man arbeite auch bereits an einer neuen Zielgruppe: Auch der Pizzakarton könnte damit bald der Vergangenheit angehören. Am Montagmittag ging es in Hof aber um eine andere Sache.

Der Abfallzweckverband war gezielt auf die Eisdielen in Hof zugegangen, um sie zu fragen, ob sie ihren Kunden das Zusatzangebot machen möchten. „Wir haben da gar nicht lange überlegt“, sind sich Tanja Hick vom Eiscafé Florida und Melie Marsango vom Eiscafé Rialto einig. „Wir haben beispielsweise seit einiger Zeit essbare Löffel als Alternative zum Plastik: Da ist erst einmal ganz viel Aufklärungsarbeit nötig, wir reden sehr viel mit den Kunden darüber“, erklärt Tanja Hick. Der eine probiere es dann gern aus, der andere eben nicht. Die Hürden für die Unternehmer, das Mehrweg-System einzuführen, seien recht klein. „Wir haben jetzt zunächst kleine Stückzahlen an Bechern bestellt und sehen, wie es anläuft“, sagt Melie Marsango. Eine Sache aber gibt es nicht in Hof.

In einem Antrag hatte die CSU die Stadtverwaltung gebeten, die Unternehmen finanziell beim Einstieg ins neue System zu unterstützen. Doch das Rathaus und die Mehrheit im Stadtrat sagten Nein: weil es erstens eine unerlaubte Wirtschaftshilfe gewesen wäre, und zweitens ziemlich viel Bürokratie nach sich gezogen hätte. „Aber wir unterstützen das Projekt, indem wir uns an der Aufklärungskampagne beteiligen“, betont Eva Döhla. Sie war am Montag zur Vorstellungsrunde gekommen, um das Vorhaben weiter voranzubringen: „Das hier ist ein Beispiel dafür, wie es der Abfallzweckverband schafft, die Gewohnheiten der Menschen zu verändern.“ Und es zeige, dass Müllvermeidung nicht immer etwas mit Verzicht zu tun habe. „Ich wünsche den Beteiligten, dass das Kreise zieht!“ Denn je mehr Betriebe sich beteiligten, desto besser sei am Ende auch das Rückgabe-Netzwerk ausgeprägt. Und desto weniger Pappbecher landen in der Tonne – egal, in welcher.

Redakteur christoph.plass@frankenpost.de