Frankfurt setzt auf nachhaltigen Kaffeebecher

2022-09-17 12:22:35 By : Ms. syndra Mia

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Made in Hessen: Der Mainbecher soll für nachhaltigen Kaffeekonsum sorgen. Bild: Marina Pepaj

Millionen Kaffeebecher landen in Frankfurt jährlich im Müll. Der Mainbecher soll den Plastikmüll vermeiden, produziert wird er in Hessen.

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W enn es um Nachhaltigkeit geht, sind Mehrwegbecher buchstäblich in aller Munde. Doch auch wenn Bambusbecher häufig als umweltfreundliche Alternative deklariert werden: Glaubt man dem Bundesinstitut für Risikoforschung, trinkt man seinen Kaffee besser nicht daraus. Das Material sei nämlich mitnichten biologisch abbaubar, heben die Wissenschaftler des Instituts hervor: Kommt es mit heißer Flüssigkeit in Kontakt, könnten sich gesundheitsschädliche Stoffe daraus lösen, warnen die Wissenschaftler.

Doch es gibt Abhilfe. Besitzer eines Mainbechers, wie die in Frankfurt in Umlauf gebrachten Pfandbecher heißen, müssen sich deswegen keine Sorgen machen. In den Trinkbehältern steckten weder Formaldehyd noch Melamin wie bei den Bambusbechern, versichert die Firma Nowaste aus Hanau, die das Produkt entwickelt hat. Der Mainbecher bestehe stattdessen aus Glukose, also Traubenzucker, pflanzlichen Ölen und Lignin, dem Hauptbestandteil von Holz, lässt die von Babak Norooz 2009 gegründete Firma wissen. Dort wurde jahrelang an einer umweltfreundlichen Becher-Alternative getüftelt, und das mit Erfolg: Denn nicht nur umweltbewusste Frankfurter, sondern auch Mitarbeiter von Microsoft und Google trinken weltweit aus den Bechern.

Produziert werden die Gefäße unter anderem von der Firma F.W. Breidenbach im kleinen Lützelhausen, einem Ortsteil von Linsengericht im Main-Kinzig-Kreis. Das einstige Familienunternehmen, das seit 2006 zur niederländischen De Beer-Gruppe gehört, ist einer der größten Hersteller für Weichkunststoffe in Europa. Biologisch abbaubares Material ist hingegen Neuland. „Als Nowaste zu uns kam, waren wir begeistert“, erzählt die 59 Jahre alte Geschäftsführerin Wilma Koolen-Hermkens.

Als Friedrich-Wilhelm Breidenbach 1951 den Betrieb gründete, produzierte er unter anderem für den Spielzeughersteller Playmobil. Heute stellen 81 Mitarbeiter Woche für Woche mithilfe von 42 Maschinen etwa 25 Tonnen Weichkunststoffteile her. Die Vielfalt steht in einer Glasvitrine: Dichtungen, Deckel, Spielzeugteile und vieles, dessen Funktion für Laien gar nicht zu erkennen ist. „Viele der Produkte bekommen Sie im Alltag nie zu Gesicht“, sagt Koolen-Hermkens, sechzig Prozent der Breidenbach-Produktion gingen in Sanitärtechnik.

Da sei der Auftrag von Nowaste eine besondere Herausforderung gewesen, sagt sie. Es habe viele Versuche benötigt, um herauszufinden, wie sich das Biomaterial in der Produktion verhält. Das Granulat, das Nowaste in der Regel von deutschen Herstellern bezieht, werde geliefert. Wie stark es dann erhitzt und mit welchem Druck in die Form gespritzt werden müsse, müsse in der Praxis ausprobiert werden, so die Geschäftsführerin. Das sei ähnlich wie bei „Reglern einer Stereoanlage“: Ist die Maschine einmal richtig eingestellt, geht alles ganz schnell: Durch einen Schlauch wird die flüssige Masse in eine Form gespritzt, die aus zwei zusammengepressten Platten besteht. Wenn sie sich öffnen, greift ein Roboterarm zu und legt den fertigen Becher auf das Fließband.

Man habe sich bewusst für Breidenbach als Hersteller entschieden, sagt Thomas Fotteler, einer der Geschäftsführer von Nowaste. Zum einen sei es die Firmenphilosophie der Hanauer, möglichst mit lokalen Unternehmen zusammenzuarbeiten. Zudem sei die Firma dafür bekannt, die Spritzgießtechnik so gut zu beherrschen, dass sie auch vor außergewöhnlichen Aufträgen nicht zurückschreckt. „Die Bereitschaft zum Probieren war uns sehr wichtig“, sagt Fotteler.

Ein Jahr lang wurde experimentiert, bis das Ergebnis zufriedenstellend war, Koolen-Hermkens bereut diesen Aufwand nicht. Man habe viel dazugelernt und die eigenen Kompetenzen weiterentwickelt. Biomaterial sei für Breidenbach ein Zukunftsprodukt. Außer Nowaste seien auch andere Auftraggeber auf das Unternehmen zugekommen, die Produkte aus nachhaltigen Materialien hergestellt haben wollten. Trotzdem hält es Koolen-Hermkens für unberechtigt, dass der klassische Kunststoff einen so schlechten Ruf hat.

Das Material sei sehr langlebig und eine Alternative zu Gummi, schließlich würden für die Kautschuk-Gewinnung in etlichen Ländern tropische Wälder gerodet. Und selbstverständlich sei Nachhaltigkeit auch für eine Firma wie Breidenbach ein großes Thema, schließlich lege man selbst viel Wert auf eine energieeffiziente Produktionsweise.

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