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2022-09-10 13:16:33 By : Ms. Ashily Xiong

Von Utopia Team Kategorien: Umweltschutz 3. Juli 2021, 18:24 Uhr

Es ist soweit: Plastikbesteck, Trinkhalme und andere Einweg-Plastikprodukte werden in der EU komplett verboten. Die neuen Regeln gelten ab 3. Juli. 

Das Europaparlament hat das Einwegplastik-Verbot bereits 2019 verabschiedet, nun gilt es auch auf nationaler Ebene. Eine ganze Reihe von Plastikprodukten soll es demnach ab Juli 2021 nicht mehr geben, darunter Trinkhalme, Einweg-Geschirr und Wattestäbchen aus Kunststoff.

Die neue Regelung soll dazu beitragen, die Unmengen von Plastikmüll einzudämmen, die Jahr für Jahr in der Umwelt und den Weltmeeren landen. 

Das Verbot, das jetzt in Deutschland in Kraft tritt, gilt vor allem für Wegwerf-Plastikprodukte, die nur einmal benutzt werden, und zu denen es – aus Sicht der EU-Kommission – bereits plastikfreie Alternativen gibt.

Wir alle kennen sie aus dem Alltag:

Das Einwegplastik-Verbot geht sogar noch weiter: Abgeschafft werden – schreibt die Bundesregierung – auch Wegwerfteller, -becher oder -besteck aus biobasierten oder biologisch abbaubaren Kunststoffen. Das gilt auch für Einweggeschirr aus Pappe, das zum Teil aus Kunststoff besteht oder mit Kunststoff überzogen ist. Die üblichen Papp-To-Go-Becher allerdings und ihre Plastikdeckel bleiben erlaubt.

Außerdem im neuen Plastik-Gesetz enthalten: Eine Kennzeichnungspflicht für einige kunststoffhaltige Produkte, welche die negativen Umweltauswirkungen deutlich machen soll. Sprich: Auf bestimmten Waren wird in Zukunft ein Hinweis zu sehen sein, dass Kunststoff enthalten ist. Denn nicht immer ist den Konsument:innen bewusst, welche Alltagsprodukte alle Plastikbestandteile haben.

Die Kennzeichnungspflicht betrifft unter anderem Zigarettenfilter, Feuchttücher, Tampons, Binden sowie Einweg-Getränkebecher. Die Warnhinweise sollen ab 3. Juli „deutlich erkennbar“ auf der Verpackung zu sehen sein.

Ab 2023 sollen Cateringunternehmen, Lieferdienste und Restaurants außerdem verpflichtet werden, Mehrwegbehälter als Alternative zu Einwegbehältern anzubieten. Davon ausgenommen werden nur kleine Betriebe, welche Essen auch in mitgebrachte Behälter abfüllen.

Ab 2022 dürfen Geschäfte keine leichten Plastiktüten für Obst und Gemüse (sogenannte „Hemdchenbeutel“) mehr ausgeben. Für alle Einwegflaschen soll es eine Pfandpflicht geben. Einweg- und Mehrwegflaschen bekommen außerdem bessere Kennzeichnungen, sodass es für Verbraucher:innen leichter wird, wiederverwertbare Produkte zu kaufen. Ab 2025 müssen PET-Einweg-Getränkeflaschen mindestens 25 Prozent Recycling-Plastik enthalten, ab 2030 mindestens 30 Prozent.

Vor allem für die europäische Kunststoffbranche ist das Einwegplastik-Verbot bedeutsam. Diese machte nach Angaben des Branchenverbands Plastics Europe 2019 einen Umsatz von rund 350 Milliarden Euro, beschäftigte über 1,5 Millionen Menschen und produzierte rund 58 Millionen Tonnen Kunststoffe. Recycelt wurden davon aber zuletzt nur etwa 9,5 Millionen Tonnen – gut 30 Prozent des insgesamt wieder eingesammelten Plastikmülls (Daten aus 2018).

Für fast alle Einwegplastik-Produkte gibt es bessere Alternativen. Das angekündigte Verbot hat hier bereits in den vergangenen Jahren dafür gesorgt, dass sich einige innovative und umweltfreundlichere Ersatzprodukte etablieren konnten. Bei anderen liegt die Mehrweg-Alternative auf der Hand.

Grundsätzlich empfehlen wir, wenn möglich immer die Mehrweg-Variante vorzuziehen. Erstens fanden Studien kürzlich in vielen Einweg-Alternativen zu Plastikverpackungen hohe Schadstoffmengen. Und zweitens können nur diese immer wieder verwendet werden und belasten die Umwelt damit auf lange Sicht weniger.

Tipp: Zum Thema Schadstoffe – auch, aber nicht nur in Lebensmittelverpackungen – berät die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen online kostenlos.

Hier sind einige Alternativen zu Einwegplastik:

Seit den 1950er Jahren hat die Menschheit mehr als acht Milliarden Tonnen Plastik produziert. Recycelt wurde davon global gesehen nur ein Bruchteil. Kein Wunder also, dass der Kunststoffmüll praktisch überall zu finden ist: In der Umwelt, in den Meeren, in den Mägen von Tieren, in Trinkwasser und Lebensmitteln. Sogar in menschlichen Stuhlproben wurde schon Mikroplastik gefunden.

Trotzdem werden weltweit noch immer enorme Mengen Plastik produziert, benutzt – und gleich wieder weggeworfen. Plastik ist biologisch nicht abbaubar und zerfällt nur sehr langsam. Auch sogenanntes Bioplastik löst dieses Problem bisher nicht.

Damit wird der Kunststoffmüll zur Gefahr für ganze Ökosysteme, für Vögel, Fische und andere Tiere, die sich im Plastik verfangen oder es mit Nahrung verwechseln und daran verenden.

Und auch für unsere Gesundheit kann Plastik zur Gefahr werden: Manche in Kunststoffen enthaltene Stoffe sind als krebserregend bekannt, andere können den Hormonhaushalt beeinflussen. Wie sich das allgegenwärtige Mikroplastik auf unsere Gesundheit auswirkt, ist noch nicht ausreichend erforscht.

Angesichts unseres Plastikproblems war es höchste Zeit für das EU-Einwegplastik-Verbot. Das Gesetz ist eine richtige und wichtige Maßnahme, um vermeidbaren Müll zu verhindern. Dennoch wird es viele Produkte aus Plastik weiterhin geben – auch viele Wegwerfverpackungen und -produkte, die eigentlich ersetzbar wären. Wie groß der Effekt des Gesetzes tatsächlich sein wird, muss sich in den kommenden Jahren zeigen.

Vielen Menschen ist das Plastikproblem längst bewusst. Sie setzen sich deshalb aktiv gegen die Verschmutzung unserer Umwelt durch Plastikmüll ein, etwa in gemeinnützigen Projekten. Die Zero-Waste-Bewegung zeigt, wie ein Leben ohne Plastik geht, und auch im Alltag werden die Möglichkeiten, Plastik zu vermeiden, immer zahlreicher.

In Unverpackt-Läden und plastikfreien Onlineshops kannst du beispielsweise müllfrei einkaufen, aber auch ohne spezielle Läden kannst du oft Verpackungen vermeiden – auch im Supermarkt.

Weitere Tipps findest du hier:

Text: Stefanie Jakob & Annika Flatley

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Schlagwörter: News Plastik plastikmüll Verpackung vermeiden Verpackungen